Die Untüchtigen: Hannes Heer – Geschichtsdebatten 1968 bis 2012. Teil 5 – Mitglieder von NSDAP und Waffen-SS erinnern sich: Die Grass-Skandale
Der Vorzeigedemokrat, allerdings von SPD-Gnaden, Günter Grass sollte 2002, 2006, 2008 und 2012 zum Zentrum eines quasi permanenten Skandals werden: Er initiierte mit seiner Novelle „Im Krebsgang“ zeitgleich mit Jörg Friedrichs „Brand“-Buch zum Bombenkrieg den Umschwung der öffentlichen Wahrnehmung der Deutschen als Volk der Täter zu dem der Opfer.
Dann outete sich der Altnazi-Jäger und Feind der braunen CDU/CSU Netzwerke, der immer behauptet hatte Flakhelfer, RAD-Mann und Wehrmachtssoldat gewesen zu sein, als Mitglied der im Nürnberger Prozess zur „verbrecherischen Organisation“ erklärten Waffen-SS und offenbarte damit ohne jede Reue eine 60-jährige Lebenslüge.
Schließlich entwarf er mit der Erfindung von sechs Millionen durch die Sowjetunion „liquidierter“ deutscher Kriegsgefangener und der Behauptung, Israel bereite mit seinen geplanten Angriffen auf die iranischen Atomanlagen einen „neuen Holocaust“ vor, eine Gegenrechnung zur deutschen Schuld.
Für Grass waren die Deutschen mit den ehemaligen Gegnern quitt: Die Rechnung für die deutschen Verbrechen war bezahlt.
Der öffentliche Aufschrei ob dieser Tabubrüche blieb aus. Grass behielt sein Parteibuch, die Ehrenbürgerschaft von Danzig, sein Lübecker Museum wie den Nobelpreis und hinterließ die Frage, ob damit das Ende der Skandale und des Ringens um den angemessenen Umgang mit der Erblast der Nazivergangenheit Deutschlands erreicht sei. Für die Mehrheit der Nazi-und Kriegsgeneration war Grass einer der ihren geworden, die SPD hatte den letzten Rest ihres aus dem Exil geretteten Antifaschismus aufgegeben.
Der Marktwert eines Nobelpreisträgers zählte mehr.
In Zusammenarbeit mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung, der KZ Gedenkstätte Neuengamme und der Evangelischen Akademie der Nordkirche.
Die Untüchtigen: Hannes Heer – Geschichtsdebatten 1968 bis 2012. Teil 5 – Mitglieder von NSDAP und Waffen-SS erinnern sich: Die Grass-Skandale
Der Vorzeigedemokrat, allerdings von SPD-Gnaden, Günter Grass sollte 2002, 2006, 2008 und 2012 zum Zentrum eines quasi permanenten Skandals werden: Er initiierte mit seiner Novelle „Im Krebsgang“ zeitgleich mit Jörg Friedrichs „Brand“-Buch zum Bombenkrieg den Umschwung der öffentlichen Wahrnehmung der Deutschen als Volk der Täter zu dem der Opfer.
Dann outete sich der Altnazi-Jäger und Feind der braunen CDU/CSU Netzwerke, der immer behauptet hatte Flakhelfer, RAD-Mann und Wehrmachtssoldat gewesen zu sein, als Mitglied der im Nürnberger Prozess zur „verbrecherischen Organisation“ erklärten Waffen-SS und offenbarte damit ohne jede Reue eine 60-jährige Lebenslüge.
Schließlich entwarf er mit der Erfindung von sechs Millionen durch die Sowjetunion „liquidierter“ deutscher Kriegsgefangener und der Behauptung, Israel bereite mit seinen geplanten Angriffen auf die iranischen Atomanlagen einen „neuen Holocaust“ vor, eine Gegenrechnung zur deutschen Schuld.
Für Grass waren die Deutschen mit den ehemaligen Gegnern quitt: Die Rechnung für die deutschen Verbrechen war bezahlt.
Der öffentliche Aufschrei ob dieser Tabubrüche blieb aus. Grass behielt sein Parteibuch, die Ehrenbürgerschaft von Danzig, sein Lübecker Museum wie den Nobelpreis und hinterließ die Frage, ob damit das Ende der Skandale und des Ringens um den angemessenen Umgang mit der Erblast der Nazivergangenheit Deutschlands erreicht sei. Für die Mehrheit der Nazi-und Kriegsgeneration war Grass einer der ihren geworden, die SPD hatte den letzten Rest ihres aus dem Exil geretteten Antifaschismus aufgegeben.
Der Marktwert eines Nobelpreisträgers zählte mehr.
In Zusammenarbeit mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung, der KZ Gedenkstätte Neuengamme und der Evangelischen Akademie der Nordkirche.