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So, 28.11.2021 | BC12i (Pudel oben) | Gefühl, Argument, Angst

Ein Gespräch über abstruses Bewusstsein, Seuchen und flexible Freiheit mit Christine Hentschel (Kriminologin) und Zauri Matikashvili (Filmemacher) im Anschluss an die Vorführung des Dokumentarfilms „Corona Rebellen“ (2021, Zauri Matikashvili) 

Beginn: 20.00 Uhr. Die Veranstaltung findet in den Innenräumen statt. Das Ganze wird ein 2G-Abend. Wir bitten Euch zusätzlich darum, nur getestet vorbei zu kommen.

Die vierte Corona-Welle nimmt Fahrt auf. Die Pandemie entwickelt sich unter den Erwachsenen zu einer Pandemie der Ignoranten. Eine zu geringe Impfquote führt hierzulande wieder zu tausenden vermeidbaren Neuinfektionen. Die, die es jetzt trifft, sind nicht nur die Teilnehmer:innen von Corona-Demonstrationen, sondern auch Menschen, die von dem Geraune und den gesäten Zweifeln beeinflusst oder angezogen werden. Es erwischt aber auch Leute, die sich nicht impfen lassen können (wegen bestimmter medizinischer Prädispositionen) und Kinder unter 12, für die es noch keine Impfungen gibt. Das Querdenken-Milieu und die intellektuelle Veredelung ihres Ideologiehaushalts (Sarah-David Wagenprecht) tragen eine Verantwortung auch für dieses Kapitel der Pandemie. Es wirkt nicht nur schrullig, es kostet Leben.

Wie lassen sich nun die Proteste gegen die Coronamaßnahmen wie zuletzt am 06.11.2021 in Leipzig verstehen, bei denen mit Polonaise gegen das Abstandsgebot angeschunkelt und mit Gewalt gegen Journalisti:innen vorgegangen wird. Wer kommt hier mit welcher Idee von Gesellschaft zusammen und wedelt mit dem Grundgesetz? Bis gestern noch ganz freundliche Menschen aus den Alternativmilieus, Hippies, Esos und Kleinunternehmer:innen trommeln mit AfD-Anhänger:innen, Nazikadern und Reichsbürger:innen zum letzten Gefecht gegen die „Coronadiktatur“, die „Mainstream-Medien“ und die Institutionen, die „unsere Freiheit“ bedrohen.

Das Besondere an dem hier ins Spiel gebrachten Freiheitsverständnis ist seine fehlende Normativität. Die Freiheit findet weder ihre Grenze in der Freiheit des/der Anderen, noch enthält sie irgendeinen Anspruch auf Verwirklichung in Rücksicht und Solidarität. Es ist bei den Meisten die Freiheit, sich und andere mit einer todbringenden Krankheit zu infizieren – kurz, die Freiheit, ein Arschloch zu sein. 

In den Beobachtungen der Demonstrationen gegen die Pandemiemaßnahmen erstaunt, wie vehement die Kategorien „links“ und „rechts“ von den Demonstrierenden als bedeutungslos abgelehnt werden. Wahrscheinlich nur so lässt sich die verbindende Klammer um dieses Milieu bundesweit trotz regionaler Unterschiede halten. Hier die moralischen Bekenntnisse über „Liebe“, „Wahrheit“ und „Widerstand“, unterstützt durch Zitate von Hannah Arendt, Rosa Luxemburg oder Mahatma Gandhi; dort die organisierten Neonazis, die mehr als nur geduldet werden. Über den Filz der scheinbar nicht zu einander passenden Behauptungen, die dramatischen Übertreibungen und die Vereinnahmen von Slogans anderer politischer Kämpfe, und darum, was das über den aktuellen Gesellschaftszustand sagt, soll es bei uns am 28.11. gehen.

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