Nulla Crux Nulla Corona Nullus Hircus. Geschichten der Anarchie Teil III: Die Unterwelt als Hochkultur. Anarchie und Ästhetik der Pariser Kunstszene im neunzehnten Jahrhundert
Der Anarchismus beschreibt weniger eine politische Idee als vielmehr ein Ideal der Antipolitik. Seine Konkretion hat das im neunzehnten Jahrhundert, inmitten des bürgerlichen Zeitalters, als gesellschaftliche Utopie, die über das vermittelt ist, was seither als »Kultur« bezeichnet wird.
Die dritte Veranstaltung in der Reihe NULLA CRUX NULLA CORONA NULLUS HIRCUS beschäftigt sich deshalb mit Anarchie und Ästhetik der Pariser Kunstszene im neunzehnten Jahrhundert.
Es ist das erfolgreichste Bühnenstück der damaligen Zeit: ›Orpheus in der Unterwelt‹. Uraufgeführt am 21. Oktober 1858, läuft Jacques Offenbachs Operette über Jahre gefeiert in Paris. Es ist die Zeit der Boulevards, der Weltausstellungen, das Second Empire. Bürgerliche Politik verschmilzt mit bürgerlicher Kultur, Gustave Courbet übersetzt die anarchistischen Forderungen seines Freundes Pierre-Joseph Proudhon in die Malerei als Realismus, nicht zuletzt, um so eben die Realität rücksichtslos zu kritisieren. Doch nicht nur hier finden anarchistische Motive Eingang in die Kunst. Auch bei Charles Baudelaire wird das Anarchische zur ästhetischen Strategie, definiert eine subversive Kultur die Modernität. Konterkariert wird das durch die wirkliche Anarchie der Verhältnisse, die Herrschaft der Widersprüche kapitalistischer Produktion, der Krise der bürgerlichen Gesellschaft. Es kommt der Deutsch-Französische Krieg. 1871 ist das Jahr der Pariser Commune. Offenbach übertreibt seine anarchisch-opulenten Bühnenwerke, macht aus der Opéra bouffon eine Feerie – ein Feenmärchen und inszeniert den Aufstand des Gartengemüses (›Le Roi Carotte‹, 1872).
Nulla Crux Nulla Corona Nullus Hircus. Geschichten der Anarchie Teil III: Die Unterwelt als Hochkultur. Anarchie und Ästhetik der Pariser Kunstszene im neunzehnten Jahrhundert
Der Anarchismus beschreibt weniger eine politische Idee als vielmehr ein Ideal der Antipolitik. Seine Konkretion hat das im neunzehnten Jahrhundert, inmitten des bürgerlichen Zeitalters, als gesellschaftliche Utopie, die über das vermittelt ist, was seither als »Kultur« bezeichnet wird.
Die dritte Veranstaltung in der Reihe NULLA CRUX NULLA CORONA NULLUS HIRCUS beschäftigt sich deshalb mit Anarchie und Ästhetik der Pariser Kunstszene im neunzehnten Jahrhundert.
Es ist das erfolgreichste Bühnenstück der damaligen Zeit: ›Orpheus in der Unterwelt‹. Uraufgeführt am 21. Oktober 1858, läuft Jacques Offenbachs Operette über Jahre gefeiert in Paris. Es ist die Zeit der Boulevards, der Weltausstellungen, das Second Empire. Bürgerliche Politik verschmilzt mit bürgerlicher Kultur, Gustave Courbet übersetzt die anarchistischen Forderungen seines Freundes Pierre-Joseph Proudhon in die Malerei als Realismus, nicht zuletzt, um so eben die Realität rücksichtslos zu kritisieren. Doch nicht nur hier finden anarchistische Motive Eingang in die Kunst. Auch bei Charles Baudelaire wird das Anarchische zur ästhetischen Strategie, definiert eine subversive Kultur die Modernität. Konterkariert wird das durch die wirkliche Anarchie der Verhältnisse, die Herrschaft der Widersprüche kapitalistischer Produktion, der Krise der bürgerlichen Gesellschaft. Es kommt der Deutsch-Französische Krieg. 1871 ist das Jahr der Pariser Commune. Offenbach übertreibt seine anarchisch-opulenten Bühnenwerke, macht aus der Opéra bouffon eine Feerie – ein Feenmärchen und inszeniert den Aufstand des Gartengemüses (›Le Roi Carotte‹, 1872).