Ein Plädoyer für die Anliegen des klassischen Feminismus. Vortrag und Diskussion mit Korinna Linkerhand
Dass die Rede vom Patriarchat gegenstandslos geworden sei, ist eine gängige Diagnose von gesellschaftskritischer und auch genderbewegter Seite, die angesichts der mittlerweile umfassenden Gleichstellung der Frau in der westlichen Hemisphäre auf der Hand zu liegen scheint: Frauen seien berufstätig und selbstbestimmt, ihre Lebensrealitäten zeichneten sich durch eine ungemeine Vielfalt aus und das Kapital mache sowieso alle gleich. Die Frau als politisches Subjekt gilt zunehmend als Anachronismus und wird entweder dem Heer neoliberaler Arbeitskraftbehälter subsumiert oder, mit identitätspolitischem Fokus, zu FrauenLesbenTrans* etc. erweitert.
Doch nach wie vor ist das Zweigeschlechtersystem ein nicht wegzudenkendes Strukturprinzip der Gesellschaft: Menschen werden wie eh und je in Männer und Frauen unterteilt und zu solchen sozialisiert. Das Patriarchat als Analysekategorie vor allem der Zweiten Frauenbewegung bezeichnet die Herrschaft von Männern bzw. – unter den Vorzeichen der abstrakten Wertvergesellschaftung – eines männlichen Prinzips, wie sie innerster Bestandteil nicht nur der abendländischen Kultur ist. Sollte dieses Geschlechterverhältnis heutzutage, neuerer linker Theorie gemäß, nicht mehr herrschaftlich verfasst sein? Fördert die Leugnung eines patriarchalen Gefälles in der Gesellschaft nicht letztlich das ungebrochene Fortwirken der patriarchalen Ideologie – wirft es nicht vor allem Frauen mit ihrer Vielzahl an geschlechterspezifischen Problemen, die sie ihrer Sozialisation verdanken, in die Vereinzelung zurück, wenn wir aufhören, die Besonderheiten weiblicher Subjektbildung zu analysieren und zu kritisieren?
Ein Plädoyer für die Anliegen des klassischen Feminismus. Vortrag und Diskussion mit Korinna Linkerhand
Dass die Rede vom Patriarchat gegenstandslos geworden sei, ist eine gängige Diagnose von gesellschaftskritischer und auch genderbewegter Seite, die angesichts der mittlerweile umfassenden Gleichstellung der Frau in der westlichen Hemisphäre auf der Hand zu liegen scheint: Frauen seien berufstätig und selbstbestimmt, ihre Lebensrealitäten zeichneten sich durch eine ungemeine Vielfalt aus und das Kapital mache sowieso alle gleich. Die Frau als politisches Subjekt gilt zunehmend als Anachronismus und wird entweder dem Heer neoliberaler Arbeitskraftbehälter subsumiert oder, mit identitätspolitischem Fokus, zu FrauenLesbenTrans* etc. erweitert.
Doch nach wie vor ist das Zweigeschlechtersystem ein nicht wegzudenkendes Strukturprinzip der Gesellschaft: Menschen werden wie eh und je in Männer und Frauen unterteilt und zu solchen sozialisiert. Das Patriarchat als Analysekategorie vor allem der Zweiten Frauenbewegung bezeichnet die Herrschaft von Männern bzw. – unter den Vorzeichen der abstrakten Wertvergesellschaftung – eines männlichen Prinzips, wie sie innerster Bestandteil nicht nur der abendländischen Kultur ist. Sollte dieses Geschlechterverhältnis heutzutage, neuerer linker Theorie gemäß, nicht mehr herrschaftlich verfasst sein? Fördert die Leugnung eines patriarchalen Gefälles in der Gesellschaft nicht letztlich das ungebrochene Fortwirken der patriarchalen Ideologie – wirft es nicht vor allem Frauen mit ihrer Vielzahl an geschlechterspezifischen Problemen, die sie ihrer Sozialisation verdanken, in die Vereinzelung zurück, wenn wir aufhören, die Besonderheiten weiblicher Subjektbildung zu analysieren und zu kritisieren?